Mögliche Symptome bei Morbus Fabry

Da viele Symptome unspezifisch sind, ist es oft schwierig, von einzelnen Symptomen auf Morbus Fabry zu schließen. Auch hier ist das Auftreten mehrerer Symptome ein möglicher Hinweis, der durch einen Gentest überprüft werden sollte.

Für Symptome bei Kindern haben wir eine zusätzliche Seite angelegt.

Neurologische Symptome (PNS=Peripheres Nervensystem)

Mit der Trennung in Neurologische und andere Symptome möchten wir hervorheben, wie die Schädigung der Nerven den Körper bzw. die Organe vielfältig beeinflussen können.

Small-Fiber-Neuropathie / Polyneuropathie

Polyneuropathien sind generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems, bei denen es zu Schäden und Funktionsstörungen sensibler, motorischer und/oder vegetativer Nervenbahnen kommt. Eine spezielle Form der sensiblen Polyneuropathien ist die Small-Fiber-Neuropathie (SFN), bei der vor allem die dünnen, nicht von „Markscheiden“ umgebenen „C-Fasern“ betroffen sind.

Zum peripheren Nervensystem (PNS) gehören alle Nerven, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark, dem zentralen Nervensystem (ZNS), liegen – angefangen von den Nervenwurzeln, die seitlich an der Wirbelsäule austreten, bis zu den feinsten Verästelungen in Muskeln und Haut. Hierzu zählen die sogenannten motorischen Nerven, welche die Muskeltätigkeit steuern und sensorische Nerven, die dem Gehirn Informationen zuleiten. Zu den sensorischen Nerven gehören Schmerzfasern in der Haut, aber auch solche Fasern, die dem Gehirn über die Lage von Gliedmaßen, über Berührungen und ganz allgemein über Sinneseindrücke berichten.

Das autonome Nervensystem steuert die inneren Organe und somit viele Funktionen im Körper, die wir in der Regel nicht bewusst kontrollieren können. Es regelt beispielsweise Atmung, Kreislauf, Verdauung, Blase und Sexualfunktion. Auch andere körperliche Vorgänge werden über die autonomen Nerven reguliert, wie Schwitzen, Temperatur und Pupillenreaktionen.

In den meisten Fällen ist eine Heilung nicht möglich. Mit fortschreitender Erkrankung können Nervenzellen absterben, so dass ihre Funktion vollständig verlorengeht.

Sensorische Symptome

  • brennende Schmerzen an Händen und Füßen
  • einschießende oder stechende Schmerzen
  • Schmerzen, die in Ruhe oder in der Nacht zunehmen
  • Chronische Kiefer- und Gesichtsschmerzen
  • Mundschleimhautbrennen
  • starke Berührungsüberempfindlichkeit selbst bei leichter Berührung (Bettdecke, Kleidung)
  • Empfindungsstörungen, Pelzigkeits- u. Taubheitsgefühl „Kribbeln“ oder „Ameisenlaufen“ auf der Haut
  • Die Temperaturempfindung im Bereich der geschädigten Nerven kann gestört oder gar nicht mehr vorhanden sein
  • Juckreiz
  • Schmerzlose Wunden
  • Wundheilungsstörungen
  • Störungen der Feinmotorik/ Bsp. Unsicherheit beim Greifen
  • Koordinationsstörungen
  • Störung der Tiefensensibilität/ propriozeptive Wahrnehmung
  • unsicherer Gang insbesondere bei Dunkelheit
  • Stürze auf unebenem Untergrund
  • Häufiges Anstoßen an Türen, Tischkanten, Gegenständen
  • beim Essen auf die Zunge beißen
  • Gleichgewichtsstörungen, unsicheres Gangbild
  • Die Augen werden zur Orientierung benötigt (Bsp. Stellung der Füße: optische Rückmeldung, wie die Füße stehen.)

Propriozeption bezeichnet die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach dessen Lage im Raum, den Stellungen von Kopf, Rumpf und Gliedmaßen zueinander sowie deren Veränderungen als Bewegungen mitsamt dem Empfinden für Schwere, Spannung, Kraft und Geschwindigkeit. Es handelt sich dabei um eine Eigenempfindung. Für die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach Lage, Haltung, Stellung, Spannung und Bewegung werden verschiedene Sinne aufeinander bezogen. Neben Signalen von Sinneszellen der Haut (Tastsinn) und der Vestibularorgane (Gleichgewichtssinn) sind dies hauptsächlich solche von Rezeptorzellen der Tiefensensibilität, die daher auch Propriozeptoren genannt werden. Hierbei handelt es sich um Mechanorezeptoren, die als sensible Endorgane in Muskeln, Sehnen und Gelenken auf Zustand und Zustandsänderungen des Bewegungs- und Halteapparats ansprechen (z. B. Muskelspindeln, Golgi-Sehnenorgane, Gelenksensoren).

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Propriozeption

Motorische Symptome

  • Muskelschwäche an Füßen, Unterschenkeln und Händen
  • Muskelschwund, nachlassende Ausdauer
  • Muskelzuckungen (Faszikulationen)
  • Unruhe in den Beinen
  • Muskelkrämpfe (besonders Wadenkrämpfe)
  • Muskelatrophie (Verringerung der Muskelmasse), Atrophie der kleinen Fußmuskeln führt zu einer Betonung des Fußgewölbes (Hohlfuß) und Atrophie der kurzen Zehenextensoren (Hammerzehen)
  • Muskelschmerzen (Myalgien)
  • Unwillkürliche Spontanbewegungen

Autonome Neuropathie

Gastrointestinaltrakt /Gastroparese

  • Schluckbeschwerden/ Störung der Ösophagusmotilität, Reflux
  • Bauchschmerzen, Völlegefühl/Übelkeit, Erbrechen, Blähungen
  • Verzögerte Entleerung des Magens, vorzeitiges Sättigungsgefühl
  • Dyspepsie
  • Magenlähmung
  • Durchfall/Verstopfung
  • Darmträgheit (Obstipation)
  • Nächtlicher Durchfall
  • Stuhlinkontinenz
  • Erhöhtes Risiko für Gallensteine
  • gestörte Funktion der Bauchspeicheldrüse, Ausfall der reflektorischen Sekretion
  • Divertikulose

Urogenitaltrakt

  • Blasenentleerungsstörung
  • Vermehrter Harndrang, Nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
  • Inkontinenz
  • Verzögerte Harnentleerung
  • Unvollständige Blasenentleerung
  • Verlust des Blasenempfindens mit spätem Einsetzen des Harndrangs; dies kann zu Blasenüberfüllung und Überlaufinkontinenz, Abnahme der Miktionsfrequenz und Harnträufeln sowie ungewolltem Urinverlust führen.
  • Mann: Erektyle Dysfunktion, retrograde Ejakulation
  • Frau: Verlust des sexuellen Verlangens (Libido), mangelnde Lubrikation, das heißt trockene Schleimhäute, und schmerzhafte Entzündungen wie Vaginitis

Haut/Schleimhäute

  • Trockene Haut, Schleimhäute
  • Schlechte Wundheilung
  • Verlust der Körperbehaarung

Augen

  • Trockene Augen (Sicca-Syndrom)
  • Pupillenreflexstörungen (Störungen der Pupillenmotorik bspw. Nachtblindheit, vermehrtes Blendungsempfinden)
  • verminderte Dunkeladaptation
  • Optikusneuropathie
  • Gesichtsfeldausfälle

Ohr

  • Hörstörungen
  • Ohrgeräusche

Herz-Kreislauf-System

  • Palpitationen (Herzklopfen, Herzstolpern)
  • Ruhetachykardie
  • Abnahme der Herzfrequenzvariabilität
  • Abnahme oder Fehlen der zirkadianen Frequenz- und Blutdruckrhythmik
  • schmerzarme/-lose Myokardischämien oder -infarkte
  • Belastungsintoleranz
  • perioperative kardiovaskuläre Instabilität
  • plötzlicher Herztod
  • maligne Arrhythmien
  • Orthostatische Hypotonie (OH) Beschwerden sind Schwindel, Verschwommensehen, in die Schultern ausstrahlende Nackenschmerzen (Kleiderbügelschmerz)
  • POTS (Posturales Tachykardiesyndrom) vielfältige Beschwerden wie ein Leeregefühl im Kopf, Herzrasen, Erschöpfung und Schwäche. Es handelt sich um eine Kreislaufdysregulation, die mit unterschiedlichem Blutdruckverhalten einhergehen kann.

Vasomotorische Störungen

Vasomotorik: Einstellung des Durchmessers von Blutgefäßen durch Verengung oder Erweiterung der glatten Muskelzellen in den Blutgefäßwänden. Die Vasomotorik wird hauptsächlich nerval (v.a. durch Sympathikus) gesteuert, wird jedoch auch von vasoaktiven Substanzen wie Histamin, Prostaglandinen und Hormonen beeinflusst.

  • Hitze- und Kältegefühl (bspw. kalte Hände und Füße)
  • Kreislauf-Problemen
  • Kopfschmerzen
  • Schweißausbrüchen
  • Ödeme (Vasodilatation, Arteriovenöse Shunts)
  • Hypertonie
  • Vasovagale Synkope (Ohnmacht)

Atmung/Respiratorisches System

  • herabgesetzter Atemantrieb
  • Schlafapnoe
  • Atemstillstand

Gestöre Funktion der Schweißdrüsen / Störungen der Sudomotorik

  • An-/ Hypohidrosis reduziertes Schwitzen bis zur Überhitzung, mit einer Rötung der Haut
  • Intoleranz gegenüber ansteigenden Umgebungstemperaturen
  • Hitzeintoleranz/Vermeidung von Sonnenlicht
  • Hyperhidrosis übermäßiges Schwitzen
  • heftige Schweißausbrüche, v.a. nachts

Weitere Symptome

Da die Symptome manchmal nicht eindeutig zuzuordnen sind, bitte auch Neurologische Symptome beachten.

Durch den Mangel oder das Fehlen von Alpha-Galactosidase werden Glykosphingolipide – vor allem Globotriaosylzeramid (Gb3) – unzureichend abgebaut und innerhalb der Lysosomen angehäuft. Die durch Glykosphingolipid-Ablagerungen geschädigten Zellen finden sich unter anderem in:

  • Nieren (Mesangial-, Endothel- und Tubulusepithelzellen, Podozyten),
  • Herz (Myokardzellen, Endothelzellen und Fibrozyten),
  • peripherem Nervensystem (Neurone der dorsalen Wurzelganglien und des autonomen Nervensystems)
  • Blutgefäßen (endotheliale, peritheliale und glatte Muskelzellen).

Da die fortschreitende Anhäufung der Glykosphingolipide zahlreiche Organe und Gewebe betrifft, werden die Patienten oft mit einer ganzen Reihe von Merkmalen und Symptomen vorstellig, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.

Weitere Wirkmechanismen werden gerade erforscht, eine Schädigung tritt nach aktuellem Stand der Forschung nicht nur durch die Ablagerung von Gb3 auf!

Schmerzen (siehe auch Symptome der PNP)

  • Neuropathische Schmerzen/ Small-fiber-Polyneuropathie
  • Chronische Schmerzen in den Gelenken
  • episodischen schmerzhaften Krisen (Fabry-Krisen) Fieber, Bewegung, Müdigkeit, Stress oder schnelle Temperaturänderungen können die Schmerzkrisen auslösen
  • Dauerschmerzen im Mund, Kiefer- und Gesichtsbereich

Niere

  • Mikroalbuminurie
  • Proteinurie
  • Nephropathie
  • Glomerulosklerose, Nierenatrophie
  • abnehmende glomeruläre Filtrationsrate
  • fortschreitende Niereninsuffizienz bis Dialysepflichtigkeit
  • Parapelvine Nierenzysten

ZNS (Zentrales Nervensystem=Gehirn)

  • Kopfschmerzen, Migräne
  • TIA (transitorische ischämische Attacke)
  • Schlaganfall
  • Dolichoektasie der Arteria basilaris
  • White Matter Lesions (Läsionen der weißen Substanz)
  • verminderte kognitive Leistungsfähigkeit wie z.B. Gedächtnisstörungen oder eine verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • vaskuläre Demenz
  • Zerebrale Mikroangiopathie

Herz / Gefäßerkrankungen (siehe auch Symptome der PNP)

  • Palpitationen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Atriale und ventrikuläre Tachyarrhythmie
  • Symptomatische Bradykardie
  • Vorhofflimmern
  • Herzklappenerkrankungen (Klappendysfunktion, Mitralklappe, Aortenklappe)
  • Herzinsuffizienz
  • linksventrikuläre Hypertrophie (Herzwandverdickung)
  • Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
  • reduzierte Herzratenvariabilität
  • Angina pectoris
  • prominenter Papillarmuskel
  • Intramyokardiale Fibrose
  • EKG-Veränderungen mit kurzer P-Welle und PR-Intervall, Zunahme der QRS-Breite und Repolarisationsstörungen
  • Myokardinfarkt
  • Hypertonie
  • Abnorme Herzfrequenzvariabilität
  • Vaskulopathie, Gefäßanomalien
  • Intimafibrose, Gefäßwandverdickung
  • Gefäßektasien (Aussackung (Ektasie) eines Blutgefäßes)
  • Lymphödeme

Blutveränderungen

  • Anämie

Stoffwechsel

  • Dyslipidämie

Auge (siehe auch Symptome der PNP)

  • Corneaverticillata (Hornhauttrübungen)
  • Linsentrübungen (sog. Fabry-Katarakte)
  • Tortuositas vasorum (Schlängelungen der Retina und Konjunktiva)
  • Optikusneuropathie, Opticusatrophie Schädigungen des Sehnervs
  • Gesichtsfeldausfälle
  • Trockene Augen (Sicca syndrom)

Ohr (siehe auch Symptome der PNP)

  • Hörverlust betrifft beide Ohren und alle Frequenzen, ganz besonders jedoch die hohen Frequenzen
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Schädigungen des Vestibularorgans

Haut / Schleimhaut (siehe auch Symptome der PNP)

  • Angiokeratome der Haut, an den Lippen oder der Mundschleimhaut
  • Teleangiektasien
  • Störungen der Schweißsekretion
  • Trockene Haut / Schleimhaut

Lunge (siehe auch Symptome der PNP)

  • Trockener Husten
  • Obstruktive Atemwegsstörungen
  • Dyspnoe

Knochen

  • Ossifikationen
  • Osteopenie
  • Osteoporose

Gastrointestinaltrakt (siehe auch Symptome der PNP)

  • Nahrungsunverträglichkeiten

Endokrine Erkrankungen

  • Erkrankungen der Hypophyse:
    Zentraler Diabetes Insipidus,
    SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
    Empty Sella
    siehe auch Unterseite zur Hypohyse
  • Unterfunktion der Schilddrüse
  • Gonadische Anomalien wie gestörte Spermatogenese bei Männern
  • Menstruationsanomalien

Schlafstörungen / Erschöpfung

  • Fatigue
  • EDS/ETS Exzessive Tagesschläfrigkeit (ETS)
  • Insomnie ist eine krankhafte Schlafstörung. Bei dieser Krankheit treten einige Symptome auf, die über normale Schlafschwierigkeiten hinausgehen. Die Betroffenen haben Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen und sind am Morgen oft früh wach.
  • Lethargie und Müdigkeit
  • Verringerte Belastbarkeit
  • Schlafapnoe

Allgemeine Symptome

  • Unerklärbare Fieberschübe
  • Depressionen
  • Verminderte Lebensqualität
  • Verkürzte Lebenserwartung

Andere häufig berichtete Symptome:

  • Gelenk-Arthrosen
  • Lipombildung
  • Fibromatosen
  • Hashimoto
  • Ganglion
  • Multiple Zystenbildung
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Nasenbluten
  • Häufige Entzündungen der Mundschleimhaut, Aphthen
  • Vermehrte Speichelbildung, starker Sekretfluss im Nasen-Rachenraum
  • Schuppenflechte (Kopfhaut)
  • Abszesse
  • Häufige Entzündungen der Sehnenansätze (z.B. Trochantertendinose)
  • Asthma
  • Diabetes
  • Adipositas
  • Pseudotumor cerebri
  • Empty-Sella-Syndrom