Was „unterscheidet“ uns von den anderen Fabry-Patienten?
Als ursächlich für Morbus Fabry gelten verschiedene Varianten/Mutationen im alpha-Galactosidase-A-Gen (GLA-Gen). Bisher sind über 1000 verschiedene Varianten bekannt.
Morbus Fabry ist eine Multi-System-Erkrankung, die eine Vielzahl von Organen des Körpers betreffen kann. Ein Zusammenhang zwischen einer Variante und den Auswirkungen auf die Erkrankung bzw. konkrete Symptome ist nicht gegeben. Viele dieser Varianten kommen nur innerhalb einer Familie vor, man nennt sie deshalb auch privat.
Es gibt einige Varianten, die gehäuft in der Bevölkerung zu finden sind. Innerhalb dieser Varianten wurde die ganze Bandbreite von Phänotypen beobachtet. Vom sogenannten klassischen Typ über den Spätbeginnenden mit Beteiligung von nur einem Organ bis hin zum symptomfreien Mann wurde alles beschrieben. Es gibt also eine große Bandbreit der Krankheitsausprägung innerhalb einer Variante von symptomfrei bis schwerstbetroffen. Zwei dieser häufigen Varianten sind:
- D313Y (Laborbezeichnungen: c.937G>T oder p.D313Y oder p.Asp313Tyr)
- A143T (Laborbezeichnungen: c.427G>A oder p.A143T oder p.Ala143Thr)
Die klinische Relevanz dieser Varianten wird kontrovers diskutiert. In letzter Zeit sind verschiedene Institute dazu übergegangen, bestimmte Varianten, die zuvor als pathogen oder von unklarer Signifikanz eingestuft worden waren, nun als neutral einzustufen und entsprechende Befunde/Sequenzierergebnisse überhaupt nicht mehr an den einsendenden Arzt zu berichten. Patient und Arzt werden gar nicht mehr über den Gendefekt informiert.
Beachten Sie daher immer die Hinweise zum Gentest!
Klassifikation der Varianten
Es gibt fünf Einstufungen hinsichtlich der Pathogenität der Varianten:
- pathogenic- pathogen (krank machend)
- likely pathogenic- wahrscheinlich pathogen (krank machend)
- uncertain significance- unklare Bedeutung
- likely benign – wahrscheinlich gutartig
- benign- gutartig
Weiterhin wird in der Literatur auch unterschieden zwischen
- klassischer Fabry
- late-onset Fabry (=spät beginnend)
Unserer Erfahrung nach finden sich aber gerade bei vielen sogenannten late-onset Varianten häufig frühe Symptome (bereits in der Kindheit), die zu der Zeit aber für gewöhnlich nicht ernst genommen wurden. D.h. diese Bezeichnung ist unzutreffend.
Und genau da kommen wir ins Spiel, D313Y und A143T werden zunehmend von der Diagnose und der Therapie ausgeschlossen. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es uns gibt und uns dafür einsetzen, dass keiner von der Diagnose und der Therapie ausgeschlossen wird.
Alle uns bekannte Varianten, die derzeit in Frage gestellt werden:
Diese Varianten stehen derzeit in Diskussion und werden auch bereits bei vielen neuen Studien ausgeschlossen, so das keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden können.
DNA | Protein (kurz) | Protein (lang) |
---|---|---|
c.159C>A c.159C>G | p.N53K | p.Asn53Lys |
c.196G>C | p.E66Q | p.Glu66Gln |
c.352C>T | p.R118C | p.Arg118Cys |
c.353G>A | p.R118H | p.Arg118His |
c.376A>G | p.S126G | p.Ser126Gly |
c.427G>A | p.A143T | p.Ala143Thr |
c.454T>C | p.Y152H | p.Tyr152His |
c.685T>G | p.F229V | p.Phe229Val |
c.870G>C c.870G>A | p.M290I | p.Met290Ile |
c.937G>T | p.D313Y | p.Asp313Tyr |
c.989A>G | p.Q330R | p.Gln330Arg |
c.1067G>A | p.R356Q | p.Arg356Gln |
c.1102G>A | p.A368T | p.Ala368Thr |
c.335G>A | p.R112H | p.Arg112His |
Zusätzlich zu den hier erwähnten Varianten gibt es noch eine ganze Klasse von Mutationen die gerade bei Fabry-Patienten gerne übersehen werden, die intronischen Varianten. Die Erklärung dazu ist etwas umfangreicher, deshalb gibt es dafür eine eigene Seite.
Wir sind selbst schwer an einer dieser Varianten erkrankt. Wir haben erhebliche Beeinträchtigungen und bereits einen langen Leidensweg hinter uns. Manche von uns erhalten noch eine Therapie und profitieren von deutlichen Verbesserungen. Aber wir kennen Patienten, die bereits eine Niereninsuffizienz haben oder einen Herzinfarkt hatten und trotzdem keine Therapie erhalten.
Wir haben alle eine lange Ärzte-Odysee hinter uns und waren unendlich erleichtert, endlich eine Diagnose zu haben auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist. Da sie aber behandelbar ist, wünschen wir uns, dass der Zugang zur Therapie für die angeblich nicht krank machenden Mutationen nicht ausgeschlossen wird.
Aufgrund der Diskussion, welche Varianten krank machen und welche nicht, haben wir eine Literaturrecherche nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Studien durchgeführt. Hier die Ergebnisse unserer Literaturrecherche.
Zusätzliche Infos sind auch im Blog-Eintrag zur Studienlage zu finden