Was ist Morbus Fabry

Krankheitsbild

Morbus Fabry, auch Fabry-Krankheit, Fabry-Syndrom oder Fabry-Anderson-Krankheit genannt, ist eine genetische Stoffwechselerkrankung. Er wurde 1898 unabhängig voneinander von dem Deutschen Johannes Fabry und dem Engländer William Anderson erstmals beschrieben. Es gibt kein eindeutiges Krankheitsbild; Betroffene können sehr unterschiedliche Symptome haben. Was die Betroffenen verbindet ist die Ursache ihrer Beschwerden: ein Gendefekt. Die Lebensqualität der an Morbus Fabry erkrankten Personen ist ausgesprochen schlecht und mit der von AIDS-Patienten vergleichbar.

Unbehandelt erreichen männliche Patienten im Durchschnitt ein Alter von etwa 50, Patientinnen von etwa 70 Jahren. Die Hauptursachen für die frühere Sterblichkeit sind chronisches Nierenversagen, Schädigung des Herzens und eine Beeinträchtigung der Blutversorgung des Gehirns.

Die Krankheit kann seit dem Jahr 2001 behandelt werden. Dazu wird zweiwöchentlich eine Infusion verabreicht. Seit 2016 besteht für einige Betroffene die Möglichkeit, stattdessen jeden zweiten Tag eine Kapsel zu nehmen.

Amicus Therapeutics bietet eine Ansprechbarkeitstabelle und eine Suchfunktion, um herauszufinden, ob eine bestimmte GLA-Punktmutation auf die Behandlung mit GALAFOLD® anspricht oder nicht.

Einige Eckdaten zu Morbus Fabry:

  • Es ist eine genetische Krankheit, auch Erbkrankheit genannt. Das heißt, dass die Ursache für die Beschwerden, die damit einhergehen, im Erbgut liegt. Mit dem Erbgut wird sie von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. (Details dazu und mit welcher Wahrscheinlichkeit Kinder erkranken siehe Vererbung).
  • Es ist eine Stoffwechselerkrankung. Es verhindert, dass die einzelnen Zellen der betroffenen Organe, aus denen der menschliche Körper besteht, richtig funktionieren können.
  • Es ist eine Multiorganerkrankung. Viele Organe im Körper können betroffen sein.
  • Es ist eine progressive Erkrankung. Die Beschwerden werden mit der Zeit schlimmer.
  • Es ist nicht heilbar. Eine Behandlung besteht darin, das Fortschreiten der Verschlimmerung zu verlangsamen und die bereits vorhandenen Beschwerden zu lindern.

Hier haben wir die Beschwerden der wichtigsten Organe aufgeführt. Im Detail kann aber jede Zelle und damit jedes Organ im Körper betroffen sein, die Liste aller derzeit bekannter möglicher Beschwerden finden Sie unter Mögliche Symptome.

Neurologische Beschwerden: Da die Nervenzellen sehr viel Energie verbrauchen, sind sie sehr empfindlich für Störungen des Stoffwechsels. Deswegen gibt es eine Vielzahl an möglichen Problemen, die die Nervenzellen betreffen. Typisch sind zum Beispiel brennende Schmerzen in den Händen und Füßen. Es kann auch dazu kommen, dass leichte Berührungen schmerzhaft empfunden werden, man Temperatur nicht mehr richtig wahrnimmt oder die Haut andauernd kribbelt. Manche Betroffene leiden unter Schwindel oder haben Probleme mit der Konzentration oder dem Gedächtnis.

Nephrologische Beschwerden: Die Nieren können ihre Funktion, Schadstoffe aus dem Blut zu filtern, nur noch eingeschränkt erfüllen. Im schlimmsten Fall müssen Betroffene mehrere Male die Woche ein Dialysezentrum besuchen, um ihr Blut dort filtern zu lassen.

Kardiologische Beschwerden: Das Herz kann auf verschiedene Weisen betroffen sein. Typisch ist eine Herzwandverdickung, aber auch Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus gehören dazu. Manchmal ist es nötig, das Herz eines Betroffenen mit einem Schrittmacher zu unterstützen.

Vaskuläre Beschwerden: Auch die Blutgefäße können durch Morbus Fabry Schaden nehmen. Das äußert sich zum Beispiel in einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder Aneurysmen (Erweiterungen der Schlagader).

Gastrointestinale Beschwerden: Oft haben Betroffene Probleme mit der Verdauung. Dazu gehören Übelkeit, Verstopfung oder Durchfall. Auch Unverträglichkeiten gegen bestimmte Nahrungsmittel kommen häufig vor.

Die Liste aller Beschwerden die möglich sind finden Sie unter Mögliche Symptome.

In der letzten Zeit vertreten immer mehr Ärzte die Ansicht, dass eine Person nur dann Morbus Fabry hat, wenn entweder das Herz oder die Nieren bereits stark betroffen sind. Die Therapie wird oft erst bei einem nachgewiesenem Organschaden verordnet.

Weitere Erläuterungen zu Morbus Fabry finden Sie neben Wikipedia auch auf der Seite Fabryfacts (von Amicus Therapeutics)

Auswirkungen des Gendefekts und Ursachen für die Beschwerden

Gegenwärtige Annahme zur Wirkungsweise: Die Aktivität des Enzyms α-Galactosidase A ist so stark reduziert, dass im Lysosom ihrer Zellen vor allem das Stoffwechselprodukt Globotriaosylceramid (auch Gb3 oder auch GL-3 genannt, ein Glycosphingolipid) nicht mehr ausreichend abgebaut werden kann. Gb3 sammelt sich vor allem in den Zellen der Innenauskleidung der Blutgefäße, den Endothelzellen, an.

Die genauen Zusammenhänge zwischen verminderter oder gar völlig fehlender Aktivität der α-Galctosidase A und den pathologischen Vorgängen in den betroffenen Organen – die letztlich zur Fabry-Krankheit führen – sind noch unzureichend aufgeklärt. Die Vielfältigkeit der betroffenen Organe lässt darauf schließen, dass sekundäre biochemische Mechanismen, in der Sphingolipide eine Rolle spielen, den Verlauf der Erkrankung bestimmen. Einige Symptome wie beispielsweise progredientes chronisches Nierenversagen werden in vielen Publikationen der Akkumulation von Globotriaosylceramid im Lysosom von Endothelzellen zugeschrieben.

Eine Reihe von klinischen Effekten, insbesondere bei der Enzymersatztherapie des Morbus Fabry, passen jedoch nicht zu dieser offensichtlich vereinfachten Modellvorstellung. So sind beispielsweise bei einem Teil der Patienten progressive Komplikationen zu beobachten, was darauf schließen lässt, dass es keine direkte Korrelation zwischen Gb3 und klinischer Manifestation des Morbus Fabry gibt.

Dazu existiert eine Info-Karte von der Firma Takeda, die uns vorliegt. Wegen Copyright werden wir diese nicht zum direkten Download anbieten, können das PDF aber gerne auf Anfrage verschicken.

Ein weiterer Punkt ist der sogenannte ER-Streß, mehr dazu in unserem Blog-EIntrag:
Fabry als lysosomale Speichererkrankung, steckt womöglich mehr dahinter
(Quelle u.a.: https://doi.org/10.1101/2022.09.27.509714)

Offiziell rechnet man in Deutschland mit insgesamt etwa 1000 Betroffenen und einer wesentlich höheren Dunkelziffer. Man geht inzwischen davon aus, dass bei vielen Patienten die Erkrankung zu Lebzeiten nicht erkannt wird und das vorzeitige Versterben anderen Erkrankungen zugerechnet wird.

Männliche Patienten werden als hemizygote und weibliche als heterozygote Merkmalsträger bezeichnet.

Bedingt durch den X-chromosomalen Erbgang ist die Krankheit bei Männern und Frauen unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei heterozygoten Patientinnen ist in jeder Körperzelle mit DNA ein nicht mutiertes und ein mutiertes X-Chromosom vorhanden. Durch die X-Inaktivierung wird in jeder Zelle eines der beiden X-Chromosomen inaktiviert. Die Inaktivierung erfolgt in jeder Zelle eigenständig und nach dem Zufallsprinzip (so genanntes Mosaik).

Mit der X-Inaktivierung lässt sich zwar erklären, dass im Mittel bei heterozygoten Frauen die Erkrankung deutlich später symptomatisch wird und weniger stark als bei Männern ausgeprägt ist. Sie ist aber kein ausreichendes Modell, um die große Bandbreite an unterschiedlichen Ausprägungen der Krankheit bei Frauen zu verstehen.

Zu dem vereinfachten Modell passt auch nicht die Beobachtung, dass ein großer Teil weiblicher GLA-Mutationsträger Symptome entwickelt, die denen hemizygoter Patienten ähneln, obwohl diese Patientinnen beachtliche Mengen an zirkulierendem Enzym aufweisen. Zudem beginnt die Ansammlung von Gb3 im Lysosom bei hemizygoten Patienten schon im frühesten Kindesalter beziehungsweise vorgeburtlich, lange bevor sich klinisch relevante Symptome entwickeln. Es gibt auch weder bei hemizygoten noch bei heterozygoten Patienten eine Korrelation zwischen dem Erkrankungsgrad und dem Plasma- oder Urinspiegel von Gb3. Da selbst bei Patienten ohne jegliche Aktivität der α-Galactosidase A sich die Krankheit nicht im Kindesalter manifestiert, geht man davon aus, dass die Akkumulation von Gb3 nicht die unmittelbare Ursache für den Morbus Fabry ist.

Die Symptome sind vielschichtig und können individuell unterschiedlich auftreten. Für die Diagnosestellung sind die frühen Symptome von großer Bedeutung. Die meisten späten Symptome bestimmen dagegen die Mortalität (Sterberate) der Patienten.

Aufgrund dieser noch nicht genau geklärten Mechanismen ist die Diagnose mit einer Gensequenzierung wichtig, der Nachweis bzw. das Fehlen von Gb3-Ablagerungen oder der α-Galactosidase A-Aktivität ist nicht ausreichend.

Quelle:

https://www.chemie-schule.de/KnowHow/Morbus_Fabry