Wer legt fest, ob eine genetische Variante pathogen ist oder nicht?

Es gibt fünf Einstufungen hinsichtlich der Pathogenität von Mutationen/Varianten:

  •     pathogenic- pathogen (krank machend)
  •     likely pathogenic- wahrscheinlich pathogen (krank machend)
  •     uncertain significance- unklare Bedeutung
  •     likely benign – wahrscheinlich gutartig
  •     benign- gutartig

Die Gendiagnostikkommission hat beschlossen, dass Labore nur noch krank machende und wahrscheinlich krank machende Varianten im Befund mitteilen sollen. Varianten unklarer Signifikanz können im Befund erwähnt werden. Gutartige und wahrscheinlich gutartige Varianten sollen nicht mehr mitgeteilt werden.

Da in der Genetik eine Vielzahl von gutartigen Varianten vorkommt erscheint es durchaus nachvollziehbar diese heraus zu filtern.

Aber wer legt fest ob eine Variante pathogen ist oder nicht? Und was ist mit den Varianten, wo sich Wissenschaftler nicht einig sind (=Unklare Signifikanz)? Und wer nimmt die Einstufung vor?

Die Einstufung kann und muß von jedem Labor/Arzt/Zentrum selbst vorgenommen werden. Dazu gibt es Richtlinien des ACMG (American College of Medical Genetics). Diese Richtlinien sind aber z.B. für Fabry selbst in Diskussion. Außerdem lassen sie einen erheblichen Interpretations-Spielraum zu. Z.B. die Variante D313Y wird von Laboren als „likely benign“ (wahrscheinlich gutartig) eingestuft. Mit anderen Studien als Referenz kann man diese Variante durchaus auch als „likely pathogenic“ (wahrscheinlich krankmachend) einstufen (siehe z.B. Varsome-Datenbank – Link einfügen)

Die Studienlage ist derzeit nicht eindeutig, neuere Arbeiten weisen auf pathogene Faktoren hin. Dennoch wurden einige Varianten (wie die D313Y oder A143T) von einigen Laboren/Zentren neu als gutartig klassifiziert und werden nun nicht einmal mehr mitgeteilt.

Also ist einerseits die Vorgabe der Gentechnik-Kommission und die Entscheidung der Ärzte und Labore nicht nachvollziehbar, weil dadurch Patienten von Diagnose und Therapie aktiv ferngehalten werden. Außerdem wird dadurch auch die Forschung beeinträchtigt bzw. sogar ganz verhindert.

Wir kämpfen weiter für die umstrittenen Mutationen, aber der Kampf wird schwer und systematisch behindert.